Klima-Zentrum stellt neue Treibhausgas- und Energie-Bilanz für den Landkreis vor
Hohenlohekreis. Wer sich mit Klimaschutz befasst, hat als wichtige Kennzahlen stets den Ausstoß des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie den Verbrauch von Energie im Blick. Das Klima-Zentrum Hohenlohekreis hat nun den Landkreis genauer unter die Lupe genommen. Nach der ersten Treibhausgas- und Energie-Bilanz für das Jahr 2014, die von Dritten im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzkonzepts angefertigt wurde, hat es sich das hiesige Klima-Zentrum zur Aufgabe gemacht, regelmäßig eine CO2- und Energie-Bilanz für den Hohenlohekreis zu erstellen. „Nach ausführlicher Sammlung und Auswertung von Daten konnten wir nun die neue Bilanz bei der jüngsten Sitzung des Klimabeirats vorstellen, der den Hohenlohekreis auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützt“, freut sich Joachim Schröder, Leiter des Klima-Zentrums.
Für das Jahr 2022 konnte ein Gesamtenergieverbrauch von 3.215.592 Megawattstunden (MWh) im Landkreis festgestellt werden. In diesem Wert enthalten sind Strom, Wärme und Kraftstoffe. Den größten Anteil trägt der Sektor Verkehr mit 40%. Dies ist zum einen zurückzuführen auf die starke Industrie des Hohenlohekreises mit einhergehendem LKW-Verkehr und der naheliegenden Autobahn A6, zum anderen aber auch auf den überdurchschnittlichen Individualverkehr. 35% des Energieverbrauchs entfallen auf den Sektor Gewerbe, davon 15% auf verarbeitendes Gewerbe und 20% auf sonstiges Gewerbe. Ein Viertel der Energie wurde in Privathaushalten verbraucht.
Im Vergleich zur Energie-Bilanz für das Jahr 2014 ist der Energiebedarf um 37,2% gesunken. Besonders auffallend ist hierbei die Minderung des Gewerbeanteils um 47,9%: Neben Einflussfaktoren wie den milden Wintern 2021/2022 und 2022/2023 und Sparmaßnahmen aufgrund der angespannten Wirtschaftslage ist besonders erfreulich, dass sich der Eigenverbrauch erneuerbarer Energien erhöht hat und über die Jahre eine sukzessive Effizienzsteigerung der Unternehmen festgestellt werden konnte. Im Sektor Verkehr sank der Energiebedarf um 32,1%. Bei den privaten Haushalten ist ein Rückgang von 23,6% zu verzeichnen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Treibhausgasemissionen ab, die sich insgesamt auf 1.073.000 Tonnen belaufen. Auch hier ist der Sektor Verkehr mit 40% der größte Erzeuger von CO2-Emissionen. Der Gesamtanteil des Sektors Gewerbe beläuft sich ebenfalls auf 40%, kann jedoch weiter heruntergebrochen werden auf 19% für das verarbeitende Gewerbe und 21% auf andere Gewerbe. Der Anteil von Privathaushalten fällt mit 20% niedriger aus, da in der Region viel mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz geheizt wird. Dividiert man den Gesamtwert von 1.073.000 Tonnen durch die 115.063 Einwohner des Hohenlohekreises (Stand: 2022), so ergibt sich ein Ausstoß von 9,33 Tonnen Treibhausgasen pro Einwohner und Jahr. Damit sind die CO2-Emissionen im Vergleich zum Wert von 2014 mit 14,58 Tonnen um etwas mehr als ein Drittel gefallen. Pro Kopf betrachtet entspricht dies einem Minus von 36%. Dennoch liegt dieser Wert im Vergleich noch leicht über dem Bundesdurchschnitt von 8,9 Tonnen, wobei hier je nach Vorgehensweise der Berechnung Zahlen abweichen können.
Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix lag 2022 im Hohenlohekreis bei 48,9% und hat sich im Vergleich zu 26,0% im Jahr 2014 fast verdoppelt, liegt jedoch ebenfalls noch leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 49,6%. Insgesamt wurden 305.255 MWh an regenerativem Strom erzeugt: Der größte Anteil kam dabei von Photovoltaik-Anlagen mit ca. 160 MWh, gefolgt von Wind mit 70 MWh, Biomasse mit 61 MWh und Wasserkraft mit 14 MWh. Auch beim Gesamtenergieverbrauch, in dem unter anderem Kraftstoffe eingerechnet werden, ist eine Steigerung erneuerbarer Energien mit 15,7% zu verzeichnen. Hier lagen die Werte 2014 noch bei 9,5%. Die größten Anteile haben hierbei die erneuerbare Stromerzeugung und der Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff. Die Werte liegen ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt von 20,9%. Insgesamt wurde im Jahr 2022 eine fossile Energiemenge im Wert von 471 Millionen Euro in den Hohenlohekreis importiert. Auch hier entfällt auf den Sektor Verkehr der größte Anteil mit 246 Millionen Euro.
„Wie der vorliegende Vergleich zeigt, ist der Hohenlohekreis in Sachen Treibhausgasausstoß und Energieverbrauch auf einem guten Weg“, fasst Lukas Kempf, Mitarbeiter des Klima-Zentrums Hohenlohekreis und Autor der neuen Treibhausgas- und Energie-Bilanz, zusammen. „Das Klima-Zentrum wird den Weg hin zu einem klimaneutralen Hohenlohekreis weiterhin mit zahlreichen Maßnahmen unterstützen und den Erfolg mit einer regelmäßigen Treibhausgas- und Energie-Bilanz messen.“
Hintergrundinformationen zur Treibhausgas- und Energie-Bilanz:
Woher stammen die Daten für die Bilanz?
Die benötigten Grunddaten werden vom statistischen Landesamt und der Zensusdatenbank zur Verfügung gestellt und auf kommunaler Ebene aufbereitet. Die vorliegenden Daten der Kommunen werden auf Landkreisebene zusammengetragen und andere Daten, wie bspw. Strom- und Gasverbräuche, bei den zuständigen Netzbetreibern angefordert. Daten zu bestehenden Heizungen stammen von der Schornsteinfegerinnung.
Welche Daten fließen in die Berechnung mit ein?
Daten zu Strom- und Wärmeverbrauch von Privathaushalten und Gewerbe werden anhand der abgerechneten Verbrauchsdaten der Netzbetreiber bestimmt oder, wenn der Verbrauch aufgrund anderer Energiequellen wie Brennholz oder Heizöl nicht exakt bestimmbar ist, mit Hilfe der Daten der Schornsteinfegerinnung berechnet.
Bei erneuerbarem Strom fließt die Einspeisung in die Berechnung unter der Annahme, dass dieser eingespeiste Strom auch wieder im Hohenlohekreis verbraucht wird.
Auch bei den erneuerbaren Energien, wie z. B. Photovoltaik-Anlagen, wird vom eingespeisten Strom ausgegangen. Hier wird allerdings vorher noch der von den Haushalten selbst verbrauchte Strom abgezogen. Dieser wird nicht in der Bilanz erfasst, da dieser je nach Eigenbedarf des Haushaltes nicht messbar ist.
Die Daten zum CO2-Ausstoß und Energiebedarf im Sektor Verkehr unterliegen dem Territorialprinzip: Unabhängig vom Landkreis, in dem die Fahrzeuge gemeldet sind, fließt jeder gefahrene Kilometer im Hohenlohekreis in die Bilanz mit ein.
Vergleichbarkeit
Um vergleichbare Werte zu erhalten, wird mit einem Bilanzierungstool gearbeitet, das im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energie vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) entwickelt wurde.
© Klima-Zentrum Hohenlohekreis
Bild: Endenergieverbrauch nach Sektoren Hohenlohekreis 2022
© Klima-Zentrum Hohenlohekreis
Bild: Treibhausgasemissionen nach Sektoren Hohenlohekreis 2022