Riesiges Interesse: 10. Vortragsabend der Veranstaltungsreihe war restlos ausgebucht
Öhringen: Wo wird in der Zukunft Strom gewonnen? Und wie wird er dorthin gebracht, wo er in großen Mengen benötigt wird? Was passiert, wenn der produzierte Strom nicht direkt verbraucht wird? Antworten auf diese Fragen lieferte der 10. Hohenloher Energieabend, veranstaltet vom Klima-Zentrum des Hohenlohekreises in Kooperation mit der Netze BW und dem Solar Cluster Baden-Württemberg. Dass sich das Veranstaltungsformat großer Beliebtheit erfreut und die Themen aktueller sind denn je, zeigte das große Interesse aus der Bevölkerung: Die Veranstaltung in den Räumen der Netze BW in Öhringen war restlos ausgebucht.
„Heute schon an Strom gedacht?“ Mit diesen Worten begrüßte der Leiter des Klima-Zentrums Joachim Schröder die Gäste. Mit diesem Wortspiel zielte er auf die gleichnamige App ab, die über angespannte Situationen im Stromnetz informiert und es Verbrauchern so ermöglicht, den eigenen Stromverbrauch situationsbedingt anzupassen. Anschließend ging Schröder darauf ein, dass Umfragen zufolge der überwiegende Teil der Deutschen der Energiewende und den Erneuerbaren Energien positiv gegenübersteht und leitete anschließend zum ersten Programmpunkt über.
„Macht die Dächer voll!“ war die Überschrift von Jürgen Scheurers Vortrag rund um das Thema Photovoltaik. Der Projektleiter des Solar Clusters Baden-Württemberg berichtete von der Arbeit der PV-Netzwerke und klärte unter anderem über neue Regelungen und Steuervorteile für privat genutzte Photovoltaik-Anlagen auf. So gelte beispielsweise der Null-Steuersatz für Lieferung und Installation sowie die Ertragssteuerbefreiung für Einfamilienhäuser künftig für Anlagen bis 30 kWp und auch der Anschluss und die Entscheidung zur Einspeisung in das öffentliche Netz seien künftig deutlich flexibler.
Welche Herausforderungen die Netzinfrastruktur in Zeiten der Energiewende zu meistern hat, erläuterte Jürgen Landenberger, Regionalmanager Verteilnetz der Netze BW, im Anschluss. Mit einer Länge von mehr als 95.700 Kilometern Stromnetz in Baden-Württemberg ist das Unternehmen zu einem großen Teil für die Stromversorgung im Land zuständig. Doch das bestehende Netz stehe vor großen Herausforderungen: Im Jahr 2021 lag im Hohenlohekreis die gewonnene Energie aus Erneuerbaren Energien bei mehr als 267.000 Megawattstunden. Diese Energie muss über das bestehende Netz verteilt werden und ihre Menge wird durch die Energiewende weiter steigen. Bislang werden im Hohenlohekreis rund 40 % des benötigten Stroms lokal aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Um diese Herausforderung zu bewältigen, plane die Netze BW im Land 170 Kilometer zusätzliche Stromtrasse, die Verstärkung von 230 Kilometern bestehender Stromkreise, die Erweiterung bestehender sowie den Bau von vier neuen Umspannwerken und den Zubau weiterer Trafos.
Erneuerbare Energieerzeuger wie Windräder und PV-Anlagen sind abhängig vom Wetter und speisen über den Tag verteilt Energie in das bestehende Netz ein. Gleichzeitig steigt die Energie-Entnahme in Wohnsiedlungen durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen insbesondere am Abend deutlich. Doch was passiert mit der Energie, die am Tag nicht verbraucht wird? Wie kann überschüssige Energie effizient umgewandelt werden, ohne dass PV-Anlagen und Windräder vom Netz genommen werden müssen? Lars Ehrenfeld von der Netze BW lieferte eine Antwort auf diese Frage und stellte das Pilotprojekt „Wasserstoff-Insel Öhringen“ vor. Sie nutzt überschüssige Energie zum Spalten von Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Das Gas Wasserstoff kann dem Erdgas beigemischt und so im bestehenden Gasnetz gespeichert und transportiert werden. Die am Pilotprojekt teilnehmenden Haushalte nutzen so bis zu 30% Wasserstoff in ihren Gasheizungen.
Wie die „Wasserstoff-Insel Öhringen“ in der Realität umgesetzt wird, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Anschluss an eine ausführliche Fragerunde bei einer Führung sehen und mit den anwesenden Experten vertiefende Gespräche zu den Themen des Abends führen. Joachim Schröders Fazit der Veranstaltung: „Die Resonanz auf den 10. Hohenloher Energieabend hat uns wieder einmal gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Experten und den Bürgerinnen und Bürgern ist. Er schafft gegenseitiges Verständnis und gibt beiden Seiten neue, wertvolle Impulse, um die Energiewende gemeinsam voranzubringen.“